„Mein Kaninchen isst nicht mehr richtig und hat Schwierigkeiten beim Kauen.“ Oftmals kommen Tierfreunde mit diesem Problem in die Praxis/Tierklinik. Die häufigste Ursache sind Zahnprobleme bzw. Zahnfehlstellungen, die aber meist viel zu spät erkannt werden – nämlich erst dann, wenn der Kaninchenbesitzer mit einem kränklichen und abgemagerten Tier in die Praxis/Klinik kommt.
Durch Fehlstellungen der Backenzähne kommt es nicht mehr zum gleichmäßigen Abrieb der Ober- und Unterkieferzähne. Es entstehen Zahnspitzen und -kanten (Treppenbildung). Da die Zähne lebenslang wachsen, werden die Kanten immer größer. Verletzungen der Backenschleimhaut oder der Zunge sind die Folge. Zudem kann das Kaninchen die Zunge kaum bewegen – kein Wunder, dass dann die Futteraufnahme unmöglich wird. Ohne Behandlung würde das Kaninchen verhungern.
Auch zu lang gewachsene Schneidezähne („Elefantenzähne“) behindern das Tier. Zusätzlich können sich Zähne lockern. Bakterien dringen ein, Abszesse entstehen. Fallen Zähne aus, hinterlassen sie tiefe Knochenhöhlen, die nur selten richtig verheilen. Die tierärztliche Kontrolle der Zähne und die Korrektur von Zahnfehlstellungen gehören daher zu einer unerlässlichen Gesundheitsvorsorge! Empfehlenswert ist es ebenso, das Tier einmal im Monat zu wiegen (Küchenwaage), um Veränderungen rasch zu bemerken.
Genetische Faktoren können bei der Entstehung von Zahnfehlstellungen auch eine Rolle spielen. Aber überwiegend liegt der Grund in einer falschen Ernährung. Auch große Mengen harten Futters reichen für den Abrieb der Backenzähne nicht aus. Entscheidend ist die Reibung der Zähne aufeinander beim Kauvorgang. Das bedeutet für die Fütterung: vorwiegend Heu, Gemüse und Grünfutter. Ihr Kaninchen muss dann eine große Menge Futter pro Tag aufnehmen und auch zerkauen, um seinen Energiebedarf zu decken. So werden die Zähne optimal abgenutzt – anders als bei der Fütterung mit energiereichem Fertigfutter.
© by Presse Punkt, Anke Blum