Viele Hundebesitzer kennen das: Frida schüttelt wie verrückt mit dem Kopf, kratzt sich die Seele aus dem Leib. Doch nicht ein Floh, der sich ins Ohr verirrt hat, ist hier der Übeltäter, sondern eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Denn besonders Rassen mit langen, hängenden Ohren wie Spaniel oder Pudel, deren dichtbehaarte, schwere Ohrmuscheln den Gehörgang „abdichten“, sind anfällig für die sogenannte Otitis externa (auch „Ohrzwang“).
Die Ursachen einer Ohrentzündung sind dabei vielfältig: Die meisten Erkrankungen des äußeren Gehörgangs entstehen durch Pilze, Bakterien oder Parasiten wie Ohrmilben. Auch eine übermäßige Produktion von Ohrschmalz oder Fremdkörper wie Grannen, die ins Ohr gelangen, können zu einer Entzündung führen. „Manchmal ist auch eine Allergie oder eine Schilddrüsenunterfunktion Anlass für einen entzündeten Gehörgang. In jedem Fall sollte der Tierarzt konsultiert werden. Bei einer Mittelohrentzündung oder bei chronischen Entzündungen des äußeren Gehörgangs muss eventuell eine chirurgische Behandlung erfolgen“, erklärt Dr. Thomas Steidl, stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Kleintiere der Bundestierärztekammer.
Typische Symptome sind Juckreiz und ein unangenehmer Geruch aus dem Ohr. „Spätestens jetzt sollte der Gang zum Tierarzt nicht mehr aufgeschoben werden. Eine Tiefenreinigung des Ohres sollte unbedingt dem Fachmann überlassen werden, denn z.B. durch den Gebrauch von Wattestäbchen kann der Tierhalter hier viel falsch machen, im schlimmsten Fall sogar das Trommelfell zerstören“, warnt Steidl. Ebenso sollten Hundehalter vorsichtig bei der Anwendung von Ohrreinigern aus dem Zoohandel oder beliebigen Hausmitteln sein. Ohne eindeutige Diagnose können sich durch die Anwendung solcher Mittel beim Tier die Beschwerden verschlimmern. Auch der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika ohne Untersuchung eines Abstriches ist nicht zielführend. Der Tierarzt rät, Hunden, denen die Haare tief ins Ohr hinein wachsen, diese zu entfernen oder entfernen zu lassen. Ist der Hund eine Wasserratte oder buddelt gerne, empfiehlt es sich, die Ohrmuschel – nicht den Gehörgang! – zu trocknen und mit einem um den Finger gewickelten dünnen Papiertuch vorsichtig auszuwischen, denn Wasser und Sand begünstigen die Vermehrung von Bakterien und Pilzen.
© by Presse Punkt, Anke Blum