Sicherlich haben Sie sich bereits gut informiert, bevor Sie sich einen Katzenwelpen ins Haus geholt haben. Hier sind ein paar Hinweise aus unserer tierärztlichen Sicht:
Lassen Sie Ihrem Kätzchen Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Es ist natürlich eine große Freude und ihre Kinder möchten bestimmt ihren Freunden den Neuzugang in der Familie vorstellen! Dennoch sollten Sie Ihrem Kätzchen einige Wochen Zeit mit seiner neuen Familie alleine gönnen.
Es muss sich erst an das neue Futter und die neue Umgebung gewöhnen. Stellen Sie ihm täglich frisches Wasser und ein für Katzenwelpen geeignetes Futter zur Verfügung. Dabei ist es primär egal, ob Sie Dosen- oder Trockenfutter verwenden.
Auch junge Kätzchen müssen irgendwann zum Tierarzt. Ich empfehle Ihnen jedoch, ein paar Tage nach der Ankunft des Kätzchens zu warten. Beobachten Sie in dieser Zeit, ob das Kätzchen munter ist und es spielen mag, ob es normal frisst und trinkt, wie der Kotabsatz ist und ob es sich einfach gesund benimmt.
Nach dieser Quarantänezeit von ca. 8 – 10 Tagen sollten Sie uns Ihren gesunden Welpen vorstellen. Wenn Sie natürlich den Verdacht haben, dass Ihr neuer Mitbewohner krank ist, d.h. z.B. verklebte Augen hat, Nasenausfluss zeigt, vermehrt niest, Durchfall hat oder einfach matt ist, sollten Sie natürlich früher vorstellig werden.
Bei einer allgemeinen Untersuchung untersuchen wir die Augen, die Mundhöhle, die Ohren, die Lymphknoten und die Haut. Dabei suchen wir nach Parasiten und Entzündungen. Ebenso untersuchen wir das Herz und die Lunge. Ein gründliches Abhören des Herzens ermöglicht das Feststellen von möglicherweise angeborenen Erkrankungen.
Der Bauch wird abgetastet, ob beispielsweise ein Nabelbruch vorliegt. Bei männlichen Tieren kontrollieren wir auch das Vorhandensein der beiden Hoden. Der Schwanz wird auf das Vorliegen eines Knickschwanzes untersucht.
Wenn ihr Kätzchen gesund ist, empfehlen wir die Impfung und die Entwurmung. Da sich die Katzenwelpen über die Muttermilch mit Spulwürmern infizieren, ist eine Entwurmung sehr sinnvoll. Optimalerweise sollte dies bereits einige Tage vor der Impfung erfolgen, damit sich das Immunsystem dann voll und ganz auf die Impfung konzentrieren kann.
Zu Impfungen gibt es unterschiedliche Schemata, je nachdem, ob ihr Kätzchen eine Wohnungskatze oder eine Freiläuferkatze werden soll. Ihr Katzenwelpe startet mit der sog. „Grundimmunisierung“. Grundsätzlich wird jede Katze gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche geimpft (RCP). Dies sollte mindestens zweimalig im Abstand von vier Wochen ab der 8. Lebenswoche bis zur 16. Lebenswoche erfolgen. Bei Freigänger Katzen und solchen, die im Urlaub ins Ausland mitfahren sollen, ist eine Impfung gegen Tollwut verpflichtend. Diese ist ab der 12. Lebenswoche sinnvoll. Ebenfalls bei Freigängern empfehlen wir die zweimalige Impfung gegen Leukose (FeLV), Optimalerweise in der 16. und 20 Lebenswoche. Dies ist auch eine Impfung, die für manche Katzenpensionen Voraussetzung ist.
Für eine optimale Grundimmunisierung ist es wichtig, dass die Impfungen nach einem Jahr wiederholt werden. Danach erfolgen die Wiederholungsimpfungen, je nach Komponente und verwendeten Impfstoff, im Abstand von ein bis drei Jahren. Zu jedem unserer Impftermine gehört selbstverständlich ein individuelles Beratungsgespräch, u.a. zur Klärung, welche Impfungen in welchem Abstand bei Ihrem Liebling nötig sind.
Impfungen sind auch in der Veterinärmedizin ein vielfach diskutiertes Thema. Häufige Fragen sind z.B.:
– Meine Katze ist nur in der Wohnung, muss ich überhaupt impfen?
Auch bei reinen Wohnungskatzen ist die Impfung gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche wichtig, da die Ansteckung auch indirekt über kontaminierte Gegenstände oder dem Mensch als übertragendem Vektor erfolgen kann.
– Sind die Nebenwirkungen nicht gefährlich?
Wenn das Immunsystem mit der Impfung „arbeitet“, können kurzfristige Reaktionen, wie z.B. leichte Schlappheit oder Schmerzhaftigkeit an der Injektionsstelle auftreten, die i.d.R. nach ein bis zwei Tagen überstanden sind. Weitere Folgen beispielsweise sind bestimmte Arten von Tumoren, die in manchen Fällen durch Impfungen ausgelöst werden können (Spätfolgen). V.a. sind als Grund hierfür bestimmte Zusatzstoffe in Impfungen in Verdacht. Daher versuchen wir, genau diese Art von Zusatzstoffen bei Katzen zu vermeiden.
Des Weiteren gilt, „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ zu impfen, denn nicht zu impfen ist eine schlechte Alternative, da die meisten Infektionskrankheiten – wenn einmal eine Infektion vorliegt – schwer bis nicht behandelbar sind und auf kurz oder lang tödlich enden. Daher ist es immer wichtig, sich eine Kosten-Nutzen-Abwägung vor Augen zu führen. Um sich eine genauere Vorstellung machen zu können, finden Sie im weiteren Verlauf Informationen zu ausgewählten Katzenkrankheiten.
Wenn Sie nicht beabsichtigen, zu züchten, steht für Ihre Katze i.d.R. im jungen Erwachsenenalter die Kastration an. Sowohl bei Katern als auch bei Kätzinnen erfolgt die Unfruchtbarmachung durch Entfernung der Keimdrüsen (Hoden bzw. Eierstöcke). Man spricht also bei beiden Geschlechtern von Kastration.
Würde man nicht kastrieren, kommt es neben ungewollten Nachwuchses, z.B. zu heftigen Revierkämpfen, Autounfällen durch häufiges/kopfloses Überqueren von Straßen auf langen Revierstreifzügen und zu starken olfaktorischen bzw. akustischen Belastungen. Als ungefähren zeitlichen Anhaltspunkt kann man den abgeschlossenen Zahnwechsel mit ca. 6 Monaten sehen. Wir empfehlen, nicht zu früh zu kastrieren, damit die Kätzinnen bzw. Kater quasi nicht „als Kinder„ kastriert werden, d.h. man sollte ihnen die Chance geben, in die Geschlechtsreife zu kommen.
Bei Katern merkt man es häufig am verstärkten Uringeruch bzw. bei Kätzinnen an der Rolligkeit. In der Rolligkeit maunzen sie vermehrt, bieten sich an und werfen sich vermehrt auf den Rücken.
Das ist bei jeder Katze anders ausgeprägt. Je später man Kater kastriert, desto weiter kann sich deren Harnröhre ausbilden. So soll das Risiko auf Harnwegserkrankungen verringert werden (s.u. „FLUDT“). Gerade Rassekatzen brauchen manchmal etwas länger für die Entwicklung.
Soll Ihre Katze Freigänger werden bzw. hat Kontakt zu anderen (fruchtbaren) Katzen, sollte man natürlich nicht zu spät kastrieren, um ungewollte Trächtigkeiten zu vermeiden. Wir beraten Sie dahingehend gerne!
Der Katzenschnupfen ist eine multifaktorielle Erkrankung. Dies bedeutet, dass an dem Krankheitsbild mehrere Erreger beteiligt sind. Katzenschnupfen ist eine Entzündung der Schleimhäute des Kopfes und der Atemwege. Akuter Katzenschnupfen tritt zumeist bei jungen Katzen auf.
Die wichtigsten Erreger sind das feline Herpesvirus-1 (FHV-1) und das feline Calicivirus (FCV). Weitere beteiligte Erreger sind z.B. die Bakterien Chlamydophila felis und Bordetella bronchoseptica. Andere Bakterien können in Form einer sog. Sekundärinfektion den Verlauf eines Katzenschnupfens verkomplizieren. Die Erreger werden durch direkten Kontakt infizierter Katzen übertragen. Katzen können sich aber auch durch indirekten Kontakt über Gegenstände oder Menschen anstecken.
Je nach beteiligtem Erreger und Konstitution der Katze können milde bis schwere Entzündungen der Bindehaut, der Hornhaut, der Schleimhäute der Nase, der Mundhöhle, des Rachens, der Luftröhre, der Lunge, aber auch der Gelenke auftreten. Die Katzen können ferner unter Augenausfluss, Schwellungen der Bindehäute, getrübte Hornhaut, Nasenausfluss, Niesen bis hin zu Speicheln, Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit, Lahmheit, Fieber und Atemnot leiden.
Die Diagnose ergibt sich häufig schon aus der gründlichen klinischen Untersuchung durch den Tierarzt. Falls weitere Tests als sinnvoll erachtet werden, stehen zusätzlich diagnostische Instrumente für den direkten Erregernachweis zu Verfügung.
Die Behandlung ist häufig sehr intensiv. Gegen Viren ist eine Kausaltherapie schwierig. Je nach Ausprägung wird entschieden, ob neben unterstützenden Medikamenten für das Immunsystem, beispielsweise auch Infusionen, Augenmedikamente, Antibiotika, Schmerzmittel oder verschiedene Vitamin-Präparate eingesetzt werden. Manche Tiere sind so stark erkrankt, dass Katzenschnupfen auch tödlich enden kann. Bei schweren Entzündungen des Auges kann es zur Einschränkung oder sogar zum Verlust des Sehvermögens kommen. Wenn Katzen ihr Leben lang Herpesvirusträger bleiben, kann es gerade am Auge durch Schwächung des Immunsystems wieder zu Entzündungsreaktionen kommen.
Die Katzenseuche, die u.a. auch beim Hund auftritt, ist auch unter ihren Synonymen feline Panleukopenie oder feline Parvovirose bekannt.
Die Katzenseuche ist eine Viruserkrankung. Neben dem felinen Parvovirose Virus (FPV), können sich Katzen auch mit caninen, also von Hunden stammenden Parvoviroseviren, infizieren (CPV-2a, CPV-2b). Die Übertragung kann direkt durch andere Katzen (und Hunden) erfolgen, aber auch indirekt durch Gegenstände oder Menschen. Das Virus wird v.a. mit dem Kot ausgeschieden und überlebt sehr lange in der Umwelt. Durch die zunehmende Überführung nicht geimpfter Tiere (sowohl Hunde als auch Katzen) aus dem Ausland ist die Thematik leider aktueller denn je.
Das Virus verringert die Anzahl der weißen Blutkörperchen massiv und zerstört die Schleimhaut des Darmes. Je nach Konstitution und Alter des Tieres sind Verläufe der Erkrankung unterschiedlich heftig. Entsprechende Symptome sind Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Fieber, Durchfälle und Erbrechen (teilweise blutig). Manche Tiere versterben innerhalb weniger Stunden. Infizieren sich tragende Kätzinnen kann es zum Tod der Welpen oder auch zur Schädigung des Gehirns kommen,
Da beschriebene Symptome auch viele andere Ursachen haben können, wird nach Vorbericht und allgemeiner Untersuchung erstmal eine Verdachtsdiagnose gestellt. Weitere Hinweise ergeben sich aus einer Blutuntersuchung. Die definitive Diagnose erfolgt über den direkten Virusnachweis aus dem Kot. Da Viren nicht immer mit dem Kot ausgeschieden werden, ist oftmals ein mehrfaches Testen nötig.
Therapie:
Die Behandlung ist eine intensive, stationäre Behandlung, d.h. die Tiere bleiben in der Praxis und werden mit Medikamenten und Infusionen versorgt. Wichtig sind v.a. die Stärkung des Immunsystems, der Ausgleich von Flüssigkeitsverlusten und die Vermeidung von begleitenden Infektionen! Des Weiteren werden Medikamente gegen Übelkeit und Bauchschmerzen eingesetzt. Je nach Verlauf und Beginn der Therapie kann leider auch diese Virusinfektion tödlich enden.
Rechtzeitige Impfungen helfen solche lebensbedrohlichen Zustände zu vermeiden!
Prinzipiell wird zwischen sog. angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen unterschieden.
Angeborene Herzerkankungen beschreiben Defekte am Herzen, die von Geburt an vorhanden sind. Das können Missbildungen im Bereich der Herzklappen sein, falsch angelegte Verbindungen im Bereich der Trennwände der Herzkammern, Fehlstellungen von Herzgefäßen oder auch Kombinationen von verschiedenen Herzfehlern.
Bei der Katze treten im Vergleich zum Hund seltener angeborene Herzerkrankungen auf. Die häufigsten angeborenen Herzerkrankungen der Katze sind z.B. Klappenfehlbildungen oder Kammerscheidewanddefekte.
Erworbene Herzerkrankungen entwickeln sich erst nach der Geburt und können sowohl bereits in jungen Jahren, als auch im fortgeschrittenen Alter auftreten. Bei der Katze ist die häufigste erworbene Herzerkrankung bzw. die häufigste Herzerkrankung überhaupt die sog. Hypertrophe Kardiomyopathie. Dabei verdickt sich der Herzmuskel in unterschiedlicher Ausprägung.
Die Folgen von angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen sind je nach Art und Ausprägung unterschiedlich und können z.B. Wasser in der Lunge oder in Körperhöhlen, Herzrhythmusstörungen oder die Bildung von Blutgerinnseln sein.
Manchen Katzen sieht man überhaupt nicht an, dass sie unter einer Herzerkrankung leiden. Prinzipiell gilt, dass Katzen es oft lange Zeit verbergen, wenn es ihnen nicht gut geht. Die ersten Anzeichen treten häufig nur unspezifisch auf, wie z.B. verminderter Appetit. Im fortgeschrittenen Stadium kann es ganz plötzlich zu Symptomen wie Belastungsintoleranz beim Spielen, Atemnot/Hecheln, einem prallen Bauch, bläulichen Schleimhäuten, Lähmung der Hinterbeine oder Ohnmachtsanfällen kommen.
Sollten zu Hause bei der Katze ein oder mehrerer Symptome beobachtet werden, ist dringend zu empfehlen, dies unverzüglich in der Tierarztpraxis abklären zu lassen. An erster Stelle der Diagnostik steht quasi das Ohr des Tierarztes. Mittels Phonendoskop werden Herz und Lunge an verschiedenen Stellen abgehört, ob abnorme Herznebengeräusche oder Lungengeräusche vorliegen. Schon mit der ersten Impfung wird das Herz auf diese Weise untersucht.
Eine weitere Abklärung erfolgt durch Herzultraschall und Röntgenuntersuchung. Durch Röntgen des Brustkorbes kann beurteilt werden, wie groß das Herz ist und ob sich beispielsweise herzbedingt Wasser in der Lunge befindet.
Durch den Herzultraschall (Echokardiographie) lässt sich das Herz sehr genau in verschiedenen Ebenen und durch diverse Untersuchungsfunktionen beurteilen. Mit unserem Ultraschallgerät stehen uns alle wichtigen Methoden wie Zweidimensionaler-Ultraschall, Farbdoppler und Spektraldoppler zur Verfügung. Ihr Tier wird dabei wach untersucht, da die Untersuchungen so aussagekräftiger sind. Durch einen gepolsterten Ultraschalltisch (und vielen Streicheleinheiten) versuchen wir, es den Tieren so angenehm wie möglich zu machen. Wir speichern die Untersuchung als Videosequenzen. Dies bietet den Vorteil, dass wir zum einen die genauen Messungen machen können, ohne dass Ihr Tier dabei noch auf dem Tisch liegen muss, zum anderen, dass wir immer wieder auf die Aufnahmen zurückgreifen können, falls z.B. ein Vergleich mit Folgeuntersuchungen gemacht werden muss.
Unser EKG-Gerät ermöglicht uns auch eine genaue Diagnose von Herzrhythmusstörungen.
Ein weiteres wichtiges diagnostisches Instrument bei der Evaluierung von Herzerkrankungen der Katze ist unser Blutdruckmessgerät. Durch einfaches Anlegen einer Manschette am Schwanz lässt sich schnell und sicher eine Einschätzung der Blutdrucksituation geben.
Manche Herzerkrankungen lassen sich durch eine Operation behandeln. Bei anderen Herzerkrankungen sind Operationen nicht möglich bzw. teilweise auch nicht notwendig. Je nachdem, in welches Stadium einer Herzerkrankung vorliegt, wird entschieden, ob Ihre Katze eine medikamentöse Unterstützung benötigt. Kontrollen sind ein wichtiges Instrument, eine Herzerkrankung zu managen. Wir entscheiden immer am individuellen Patienten, welche Kontrollen wie häufig notwendig sind. Diese reichen von Telefonaten bis hin zu Wiederholungen des Herzultraschalles.
FLUDT ist eine Entzündung der unteren Harnwege von Katzen. Betroffen sind Blase und/oder die Harnröhre.
Bei den meisten FLUDT-Episoden lässt sich keine strukturelle Ursache finden (idiopathische Zystitis). Manche Katzen entwickeln alleine durch Stress in ihrer Umwelt (Umzug, neue Mitbewohner etc.) eine solche Art einer Blasenentzündung. Andere Ursachen sind z.B. Bakterien oder die Bildung von Harnkristallen- bzw. Steinen. Die gefährlichste Form von FLUDT ist die sog. obstruktive Form, wie sie bei Katern auftreten kann. Hierbei verschließt sich die bei Katern engere Harnröhre durch Harnsteine, Entzündungszellen und/oder einen Krampf der Muskulatur.
Die Erkrankung wird charakterisiert durch die Symptome, die auftreten können, wie z.B. häufiges Absetzen von kleinen Urinmengen, blutiger Urin, schmerzhafter Urinabsatz bis hin zur vollständigen Blockade des Urinabsatzes. Häufig wollen Katzen in diesem Zustand auch nicht fressen oder müssen erbrechen.
Wichtige diagnostische Instrumente sind neben der klinischen Untersuchung Ultraschall, Röntgen und Urinuntersuchung. Hierbei wird geschaut, ob z.B. Bakterien oder Steine vorliegen bzw. ob ein vollständiger Verschluss der Harnröhre vorliegt. Die Ursache bzw. Ausprägung bestimmen das weitere Vorgehen.
Liegt ein vollständiger Verschluss der Harnröhre vor ist Eile geboten! Dies ist zum einen eine sehr schmerzhafte Angelegenheit und zum anderen ein lebensbedrohlicher Zustand. Durch den blockierten Urinabsatz können bestimmte harnpflichtige Substanzen nicht mehr ausgeschieden werden, was letztlich zum Tod des Tieres führen kann. In diesem Fall muss die Blockade in Narkose durch einen Katheter gelöst und der Urin entleert werden. Das betroffene Tier wird stationär aufgenommen und bekommt Infusionen bis sich der Urinabsatz wieder normalisiert hat. Manchmal ist ein mehrmaliges Katheterisieren notwendig. In sehr schwerwiegenden Fällen müssen die Steine operativ entfernt werden. Wurde die Blockade der Harnröhre durch Steine oder Kristalle verursacht, wird langfristig je nach Zusammensetzung des Steines ein speziell zusammengesetztes Futter verabreicht, um die Neubildung von weiteren Steinen zu verhindern. Bestimmte Steinarten lassen sich sogar durch solch ein Futter auflösen.
Katzen können im zunehmenden Alter an chronischen Nierenproblematiken leiden. Dabei sind die Nieren in ihrer Funktion eingeschränkt. Funktionen der Niere sind das Ausscheiden von harnpflichtigen Substanzen, die Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushalts und Regulation des Blutdruckes. Von einem chronischen Nierenleiden spricht man, wenn die Erkrankung schon länger als drei Monate besteht. Der Funktionsverlust ist nicht mehr reversibel.
Die zugrunde liegende Ursache lässt sich in den meisten Fällen nicht mehr nachvollziehen. Mögliche zu diskutierende Auslöser sind chronische Entzündungen durch z.B. Bakterien/Viren bzw. abgeschwemmte Bestandteile, Medikamente oder Chemikalien. Aber auch fortschreitende angeborene Nierenerkrankungen oder Tumore sind möglich. Häufig schreitet die Krankheit fort, d.h., dass immer mehr funktionelles Nierengewebe untergeht. Wie schnell und wie weit dies geschieht, ist sehr individuell und kann bis hin zu „Schrumpfnieren“ führen.
Da bei der Katze mehr als 2/3 des Nierengewebes untergehen muss, damit die Nieren in ihrer Funktion eingeschränkt ist, bleiben die Tiere häufig über einen langen Zeitraum ohne erkennbare Symptome. Mit der Zeit können Anzeichen wie vermehrtes Trinken oder Urinabsetzen, Gewichtsverlust, struppiges Fell oder verminderter Appetit auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium reichern sich harnpflichtige Substanzen im Blut an, was zu gänzlicher Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Durchfall führen kann. Da die Niere eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutdruckes spielt, kann es zu einem Bluthochdruck und damit einhergehend zur Schädigung von weiteren Organen, wie z.B. den Augen (Blindheit) kommen.
Anhand verschiedener Faktoren lässt sich die Erkrankung in vier Stadien einteilen (IRIS-Klassifikation). Dies erfolgt v.a. anhand der Kreatininkonzentration im Blut. Je weiter fortgeschritten die CNI ist, desto höher ist das Plasma-Kreatinin bzw. desto höher ist das IRIS-Stadium. Eine Subunterteilung erfolgt anhand von Blutdruck und Proteinverlust über den Urin.
Besteht der Verdacht auf eine Nierenproblematik (z.B. vermehrtes Trinken), ist der erste Schritt meist eine Blutuntersuchung. Am besten erfolgt die Blutabnahme nüchtern, damit die Nierenwerte nicht verfälscht werden und das Blut gut verarbeitet werden kann. Es bietet sich daher z.B. eine Blutentnahme am Morgen an. Am Mittag stehen uns dann die Werte schon zur Verfügung. Häufig wird eine CNI diagnostiziert, ohne dass eine Katze zuvor Symptome wie vermehrtes Trinken oder Urin absetzen gezeigt hat. Wir empfehlen daher regelmäßige „Seniorenchecks“ inkl. Blutabnahme ab einem Alter von ca. sieben Jahren.
Je nach Befund sind weitere Tests wie eine Urinuntersuchung oder Ultraschall nötig, um eine CNI z.B. von einer akuten Entzündung oder Nierensteinen zu unterscheiden. Die Therapie und Prognose unterscheidet sich entsprechend.
Untergegangenes Nierengewebe kann nicht wiederhergestellt werden. Die Therapie soll das verbliebene gesunde Nierengewebe unterstützen und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Ein Eckpfeiler ist dabei die Ernährung. Nierendiäten (Nass und Trockenfutter) haben einen reduzierten Protein und Phosphatgehalt. Manchmal ist sogar ein zusätzlicher Phosphatbinder in der Nahrung nötig. Wichtig ist immer, dass Ihrer Katze jederzeit Wasser zur Verfügung steht! Sie soll zum Trinken animiert werden, z.B. über einen Zimmerbrunnen. Je nach IRIS-(Sub)Stadium ist ein Einsatz von Medikamenten indiziert, die den Proteinverlust vermindern und den Blutdruck regulieren sollen. Manchmal müssen auch Begleiterscheinung wie Magendarmproblematiken oder Blutarmut behandelt werden. Regelmäßige Blutkontrollen sind wichtig, um zu schauen, ob Ihre Katze medikamentell gut eingestellt ist und wie schnell die Erkrankung fortschreitet. Die Diagnose CNI ist nicht immer gleich ein Todesurteil. Je nach Stadium und medikamenteller Einstellung, kann Ihre Katze noch einige Jahre mit guter Lebensqualität leben.
Die Hyperthyreose ist eine Überfunktion der Schilddrüse. Sie ist die häufigste hormonelle Erkrankung der Katze und betrifft zumeist ältere Katzen ab acht Jahren. Die Hormone der Schilddrüse nehmen Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel.
Eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen wird bei der Katze zumeist durch die Bildung von gutartigen Schilddrüsentumoren verursacht. In selteneren Fällen können sich auch bösartige Tumore bilden.
In der Folge ist der gesamte Stoffwechsel „hochgefahren“.
Typische Symptome einer Hyperthyreose sind z.B. gesteigerter Appetit, Gewichtsverlust, Nervosität, struppiges Fell oder vermehrtes Trinken.
Die Schilddrüse nimmt auch Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem, so dass z.B. auch Herzprobleme oder Bluthochdruck auftreten können.
Ein erster Hinweis kann uns das Abtasten der Schilddrüse am Hals geben, ob diese vergrößert ist. Zur Diagnosesicherung wird Blut zur Bestimmung des Schilddrüsenwertes (T4) entnommen. Ist dies oberhalb des Normalbereiches, wird von einer Hyperthyreose ausgegangen.
Uns stehen bei gutartigen Schilddrüsentumoren unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung. Neben Schilddrüsenfutter oder Tabletten, gibt es auch Gele, die auf das Ohr aufgetragen werden. Dies sind alles lebenslängliche Therapien. Welche Therapieoption für wen in Frage kommt, hängt immer von Katze und der Lebenssituation ab. Eine invasivere Lösung wäre die radioaktive Bestrahlung oder die operative Entfernung des Schilddrüsengewebes, was v.a. bei bösartigen Tumoren eingesetzt wird. In manchen Fällen ist jedoch dennoch eine zusätzliche medikamentelle Therapie notwendig.
Das maligne Lymphom entspricht einem bösartigen Tumor, der von einer Fraktion der weißen Blutkörperchen ausgeht und in Lymphorganen wie Lymphknoten oder Milz, aber auch in anderen Organen wie Haut oder Nieren auftreten kann. Es macht 30 % aller bösartigen Tumore bei Katzen aus. Das maligne Lymphom kann sowohl bei jungen Katzen (v.a. FeLV-positive) als auch bei alten Katzen vorkommen.
Man unterscheidet je nach betroffenem Organ zwischen der multizentrischen, mediastinalen, alimentären, gastrointestinalen, kutanen oder zentralnervösen Form. Die häufigste Variante bei der Katze ist das gastrointestinale Lymphom. Hierbei können Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Darmverschluss oder Gelbsucht auftreten.
Neben abnormen Blutbefunden können sich beim gastrointestinalen Lymphom je nach Ausprägung schon beim Abtasten des Bauches Hinweise auf verdickte Darmschlingen oder Lymphknoten ergeben. Je nach Stadium lässt sich durch einen Bauchultraschall verifizieren, ob solide Tumore, entartete Darmschlingen o.ä. vorhanden sind. Klinisch oder sonographisch lassen sich gastrointestinale Lymphome manchmal schwer von anderen Tumorarten oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unterscheiden. Je nach Fall entscheiden dann Besitzer und Tierarzt gemeinsam, ob weiterführende Diagnostik, z.B. im Sinne einer Tumorprobenentnahme, sinnvoll ist.
Je nach Ausprägung und Bösartigkeit des Tumores, können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie eine Operation und/oder eine kombinierte Chemotherapie in Frage kommen. Oberste Priorität ist jedoch immer die Lebensqualität der Katze und ob diese gehalten bzw. wiederhergestellt werden kann!
Das Fibrosarkom ist ein Tumor der Haut.
Fibrosarkome können u.a. durch chronisch entzündliche Reaktionen in der Unterhaut verursacht werden, die wiederum durch Impfungen, aber auch durch andere Arten von Injektionen hervorgerufen werden können (Feline Injection Site Sarcoma).
Durch die Punktion verdächtiger Umfangsvermehrungen können Zellen gewonnen und auf Bösartigkeit untersucht werden.
Fibrosarkome finden sich zumeist an der seitlichen Brust- oder Bauchwand oder zwischen den Schulterblättern, können aber auch sonst überall am Körper auftreten. Sie können bereits nach kurzer Zeit enorme Ausmaße annehmen, die Hautoberfläche durchbrechen oder in andere Organe streuen.
Wichtig ist immer die schnelle und großzügige chirurgische Entfernung, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. Dennoch ist die Gefahr eines Tumorrezidives gerade beim Fibrosarkom recht hoch. Ob weitere Therapieansätze in Frage kommen, wird immer am individuellen Patienten gemeinsam mit den Besitzern entschieden.
Häufige Zahn- bzw. Zahnfleischprobleme bei der Katze sind Zahnstein, FORL und der Gingivitis/Stomatitis-Komplex.
Der Zahnstein entsteht wie beim Menschen durch Härtung des weichen Zahnbelags durch Mineralien, enthält also u.a. auch Bakterien. Anhaftender Zahnstein bzw. Zahnbelag führen zu Entzündungen des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparates (Gingivitis/Parodontitis). Die Konsequenzen solcher chronischen Entzündungen sind neben Schmerzen und Lockerung bzw. Verlust der Zähne auch eine ständige Belastung des gesamten Organismus, z.B. der Nieren. Ist der Zahnstein erstmal da, hilft nur eine gründliche Entfernung des Zahnsteins durch Ultraschall mit anschließender Politur in Narkose. Bei einer solchen Zahnsanierung prüfen wir gleichzeitig, ob noch weitere Erkrankungen wie FORL (s.u.) vorliegen. Um eine Neubildung des Zahnsteins zu verhindern bzw. zu verlangsamen, stehen verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. Zähneputzen oder der Einsatz von Zahnpflegefuttern zur Verfügung.
Bei dieser Erkrankung wird die Zahnsubstanz durch körpereigene Zellen (Odontoklasten) angegriffen, es entstehen schmerzhafte „Löcher“ in den Zähnen. Im Gegensatz zu Karies beim Menschen werden die Läsionen nicht durch Bakterien verursacht. Die genaue Ursache ist noch nicht aufgeklärt.
Katzen sind hart im Nehmen. Trotz vorliegender Zahnprobleme kann es sein, dass Ihre Katze normal frisst. Bei fortgeschrittenen Defekten können Katzen Probleme bei der Futteraufnahme zeigen, speicheln oder einseitig fressen.
Bei Verdacht von Zahnproblemen oder z.B. im Rahmen der jährlichen Impfung schauen wir uns die Maulhöhle genau an. Anzeichen für FORL sind Defekte im Zahn, Überwucherung von Zähnen mit Zahnfleisch oder abgebrochene Zähne. Häufig reagieren Katzen bei betroffenen Zähnen auch druckempfindlich. Bestätigt sich der Verdacht auf solch eine Zahnerkrankung, raten wir zu einer Zahnsanierung in Narkose, da betroffene Zähne entfernt werden müssen. Wichtig ist dabei auch, vorhandenen Zahnstein zu entfernen (s.o.) und nach weiteren betroffenen Zähnen, z.B. durch Röntgenaufnahmen, zu suchen.
Gingivostomatitis ist eine chronische schwere Entzündung der Maulhöhle. Gerötete, geschwollene, z.T. offene (ulzerierende) Bereiche sind v.a. am Gaumen, im Winkel hinter den Backenzähnen, auf der Zunge oder tiefer im Rachen zu finden.
Ein alleiniger Auslöser für diese Erkrankung ist leider nicht festzumachen. Man geht von einer Kombination verschiedener Faktoren wie bestimmte Viruserkrankungen, Bakterien im Zahnbelag und überschießende Immunreaktionen aus.
Typisch für diesen Krankheitskomplex sind Maulgeruch, Speicheln, Probleme beim Fressen bis hin zu völligen Appetitlosigkeit. Durch die offenen Stellen kann es z.T. auch zu Blutungen in der Maulhöhle kommen.
Eine intensive Untersuchung der Maulhöhle mit Röntgenaufnahmen des Kiefers ist manchmal schon ausreichend. In manchen Fällen werden u.a. Proben entnommen, um andere Erkrankungen, wie z.B. Tumore, auszuschließen.
Die Therapie setzt sich je nach Fall aus verschiedenen Ansätzen zusammen. Mögliche einzusetzende Medikamente sind schmerzlindernd, antientzündlich, antibiotisch und immunmodulierend. Da man davon ausgeht, dass Zahnbelag bzw. Zahnstein eine verstärkte Immunreaktion auslösen können, ist Zahnpflege daheim zur Prophylaxe wichtig. Jedoch ist dies oft schwierig bei der Katze einzusetzen (Zähneputzen) und bei vorhandenen Zahnstein auch nicht mehr ausreichend. Dann hilft nur eine gründliche Zahnreinigung mit dem Ultraschallgerät in Narkose (s.o.). Oftmals lassen sich Zahnextraktionen nicht vermeiden. Diese sind jedoch nötig, um den auslösenden Faktor zu entfernen. In einigen Fällen führt nur eine komplette Gebissextraktion zum Abklingen der Entzündungen.
Die Aufnahme von Schokolade kann bei unseren Haustieren zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen. Hunde und Katzen sind wesentlich empfindlicher gegenüber den in der Schokolade enthaltenen Methylxanthinen Theobromin und Koffein als wir Menschen.
Neben unserem » Ratgeber bei Schokoladenvergiftung finden Sie hier sämtliche Informationen rund um das Thema Schokoladenvergiftung bei Hund und Katze, welche Symptome auftreten können, was der Tierarzt für Ihr Tier tun kann und wie sich das Theobromin und Koffein bei Ihrem Tier auswirkt:
Tierärztliche Praxis Dr. Klaus Sommer in München Großhadern
Telefon: 089 710 490 70
Fax: 089 710 490 72
Heiglhofstr. 1a in 81377 München
Sprechstunde mit Terminvereinbarung durchgehend:
Montag-Freitag: 8.00 Uhr – 18.30 Uhr
Dienstag: 8.00 Uhr – 19.30 Uhr
Samstag: geschlossen
Sie können uns auch eine Mail schicken an:
praxis@tierarzt-sommer.de