Micki zeigt ein ungewöhnliches Verhalten: Er dreht sich um seine Längsachse. Da Erkrankungen, die solche Symptome auslösen können, wie zum Beispiel Entzündungen des Innen- oder Mittelohrs, Ohrräude oder Hirnhautentzündung, ausgeschlossen werden können, wird bei Micki die Infektion des Erregers Encephalitozoon cuniculi diagnostiziert. Er löst bei Kaninchen neurologische Störungen aus.
Kaninchen infizieren sich über verunreinigtes Futter oder Einstreu, da der Erreger über Urin ausgeschieden wird. Aber auch durch das Muttertier kann schon die Infektion erfolgen. Kaninchen können den Erreger latent stets in sich tragen, ohne dass es zu einem Ausbruch kommt. Nicht zuletzt ist es deshalb wichtig, bei den Tieren für ein gutes Immunsystem zu sorgen: artgerechte Haltung, vielseitige Frischfütterung, möglichst wenige Stressfaktoren. Kippt das Immunsystem, hat u.a. dieser Erreger „freie Fahrt“. Wichtig ist, dass diese Infektionskrankheit als Zoonose eingestuft wird, das bedeutet der Mensch kann sich infizieren. Aber: Menschen mit einem normal funktionierenden Immunsystem sind nicht gefährdet. Tierfreunde mit einem ausgeprägten zellulären Immundefekt sowie Kleinkinder, die noch kein vollständig ausgebildetes Abwehrsystem haben, sollten den Kontakt meiden oder Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Die Symptome beim erkrankten Kaninchen sind verschieden. Oft zu beobachten sind Kopfschiefhaltungen, Bewegungsstörungen. Möglich ist, dass das Tier auf Ansprache nicht zeitig reagiert, Bewusstseinsstörungen zeigt oder sich eine Blind- oder Taubheit einstellt. Bei schweren Erkrankungen zeigen sich Störungen der Nierenfunktionen und Lähmungen. Früh entdeckt, ist die Erkrankung therapierbar. Die Prognose ist abhängig vom Ausmaß der Symptome und wie schnell therapeutisch eingegriffen wird. Kopfschiefhaltungen können bestehen bleiben und es kann auch immer wieder zu Rückfällen kommen.
© by Presse Punkt, Anke Blum